»pass it on and she will know (part1)»
13 digital photomontages, 2019
Katrin Winklers research based art practice examines how historical events and their consequences are kept in public consciousness through visual strategies and demonstrative actions. This digital photo-montage in based on found archival footage of missionary work during the colonial oppression. The work is dealing with aspects of the anti colonial Women’s War in Nigeria in 1929 where women rebelled against the imposition of taxes by the British colonial government. The use of palm leaves played a crucial role in the protests, for they were passed from one hand to another instead of flyers in order to know where and when to gather for the protest. Through both text and imagery, the digital montages address this history by presenting fictionalized conversations between women who were active during that time.(Text: Antawan Bryd, Lagos Biennial)
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Die Bedeutung feministischer Bewegungen im Kampf gegen totalitäre und repressive Strukturen sowie innerhalb eines vorwiegend männlich dominierten Geschichtsdiskurses steht wiederholt im Fokus von Winklers Forschung. Auch in der zweiteiligen Arbeit pass it on and she will know (2019) kommen vor allem Frauen zu Wort – hier thematisiert Winkler Aspekte des antikolonialen Kampfes nigerianischer Markthändlerinnen, des sogenannten Women‘s War im November und Dezember 1929. Auslöser der Proteste waren Pläne der britischen Kolonialverwaltung, eine neue Steuer für die Marktfrauen einzuführen.
Anders als vor der Kolonialherrschaft kam nigerianischen Frauen keinerlei Macht innerhalb der Regierung und der von den Briten patriarchal ausgerichteten Gesellschaftsordnung zu,sodass sie einen
informellen kollektiven Widerstand organisierten, um ihre Ablehnung des erneuten Eingriffs in ihre Rechte zu demonstrieren. Nach monatelanger Vorbereitung begannen am 23. November 1929 tausende Frauen damit, die Straßen in zahlreichen Städten zu blockieren und die Häuser von Offizieren zu belagern.
Zentrale Elemente der Proteste waren Gesänge und Tänze, die an traditionelle Praktiken der Klage gegen Handlungen von Männern anknüpften (bekannt als "sitting on a man“) und damit auch die generelle Benachteiligung und den fehlenden politischen Einfluss von Frauen problematisierten. Insgesamt beteiligten sich bis zu 25.000 Frauen verschiedener Ethnien im gesamten Südosten Nigerias.
Der anlässlich der Lagos-Biennale 2019 entstandene erste Teil von pass it on and she will know besteht aus einer Collage von 13 digitalen Fotomontagen, die sowohl kurze Texte Winklers enthalten, welche auf Recherchen zu Erinnerungen an die historischen Proteste basieren, als auch schemenhafte Abbildungen von Palmblättern zeigen. Palmblätter spielten eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung des Widerstands von 1929: Sie wurden von Teilnehmerinnen untereinander als Signal dafür weitergegeben, am nächsten Tag an einem verabredeten Ort zusammenzukommen. (Text: Michaela Richter, n.b.k. Berlin)
WEB:
Lagos Biennial, curated by Antawan Byrd, Folakunle Oshun, Frieze, article, 2019:
https://frieze.com/article/building-future-rubble-second-lagos-biennial
Galerie Wedding, Lagos-Berlin, New Commons, group show with Dane Komljen, Antoinette Yetunde Oni, curated by Solvej Olvessen, 2019:
http://galeriewedding.de/new-commons-lagosberlin-4/