»towards memory«

2016, 2-channel video installationcolor, 32 min., German, English

Katrin Winkler beschäftigt sich seit einigen Jahren mit Fragen der Geschichtskonstruktion vorwiegend im postkolonialen Kontext undmit den Konsequenzen, die diese für den aktuellen öffentlichen und politischen Raum hat. Sie begreift ihre Arbeitsweise, die Betroffene mit einbezieht, nicht zuletzt als Option zum Diskurs, zur Emanzipation und Identitätsbildung. Um eine Instrumentalisierung von Geschichte – ein fortlaufender und unabgeschlossener Prozess – zu verhindern, benötigt es eine ständige Neujustierung von Interpretationen und somit ihrer folgenreichen Wirkkraft ins aktuell zu Verhandelnde. Wie sich Erinnerung festschreibt und Form, Umfang und Zustand, ja die Methoden der Dokumentation unserer Archive bestimmt, welche Kriterien der Aufbewahrung und Überlieferung zur Anwendung kommen und wie sie bestimmten Dispositionen von Macht und Ideologie unterworfen waren und sind, das sind die strukturell entscheidenden Fragen im Hinblick auf unsere Speicher selbst.

Die Archive, ständig wachsend und multimedial wuchernd, sind in dieser Hinsicht wichtiger denn je und werden, nicht zuletzt auf Grund ihres Umfanges an massenmedialen Quellen, eine neue Form des Umgangs und der Dekonstruktion erfordern, zumal eine überhitzte Mediengesellschaft exzessiv dazu neigt, ständig zu publizieren und zu „dokumentieren“.
Artistic Research und dokumentarische Formate sind in diesem Zusammenhang adäquate Werkzeuge neben den strikt wissenschaftlichen und historischen Methoden, um an der Umformulierung des „Monuments“, bzw. der Rekontextualisierung des „Anti- Monuments“ zu forschen.

Insofern entspricht das mediale Format der Mehrkanal-Videoinstallation der komplexen Sachlage und der Möglichkeit der Einbindung unterschiedlichster visueller und akustischer Quellen in ein ineinander verzahntes Format der essayistischen Bewegtbilder. Der künstlerische Umgang mit Historie erzeugt die nötige Differenz zur üblichen Aufarbeitung von Geschichte und mündet im besten Falle in eine neue Archäologie der Gegenwart. Katrin Winklers Arbeit ist ein hervorragendes Beispiel dafür.(Text: Günther Selichar)

Berlinaele, Forum Expanded, 2017
https://www.berlinale.de/de/2017/programm/201717043.html

Arsenal, Institut für Videokunst
https://www.arsenal-berlin.de/forum-forum-expanded/archiv/programmarchiv/2017/programm-forum-expanded/installationen-nach-kuenstlerin/katrin-winkler/

34. Kasseler Dokumentarfilmfestival, Monitoring
http://archiv.kasselerdokfest.de/2017/de/festival/monitoring/index.
html

Reframing Worlds, group show, ngbk
https://archiv.ngbk.de/projekte/reframing-worlds/